Montag, 1. Oktober 2012

Hier

Wer es könnte
die Welt
hochwerfen
daß der Wind
hindurchfährt.
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Das Gefieder der Sprache streicheln
Worte sind Vögel
mit ihnen
davonfliegen.
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Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten. 
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Hilde Domin

 Geboren 1909 in Köln, Tochter eines jüdischen Anwalts, Studium Jura, Nationalökonomie, Soziologie, Philosophie. Emigriert 1932 mit Erwin Walter Palm nach Rom, nach Florenz, nach England und 1940 in die Dominikanische Republik. Sie war Lehrerin, Übersetzerin, Architekturfotografin und kam 1954 zurück nach Deutschland, in das Land, aus dem sie geflohen war. Das Ende eines Exils.
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Gedichte aus dem Band „Hier“ 
(S. Fischer Verlag)  

wie ein Vogel, der weiß wo er Sonneblumenkerne findet

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