Mittwoch, 29. Juli 2015

Heul Doch !

genau,
denke ich.
Früher war es doch so auf dem Schulhof,
wenn Dir was nicht passte und dir die Argumente fehlten
und der andere Dir zwar nicht sprachlich überlegen aber
immerhin schlagfertiger (so oder so) war, brüllte der dann
so laut über den ganzen Schulhof, das man dachte jeder
würde es hören können :
Heul doch !
genau,
denke ich.
So war das früher.
Auf dem Schulhof.
Als wir das Wort Zivilisationskrankheiten gar nicht kannten,
geschweige denn buchstabieren konnten.
Früher war nicht alles besser. Nein.
Aber das hier schon:
Heul doch.
genau,
denke ich.
So könnte es klappen.
Jemand der mir sagt wann ich zu heulen habe.
So würde es aufhören. Dieses emotionale Wirr-Warr.
Diese unkontrollierbaren Ausbrüche.
Einfach auf Befehl.
und ab geht es mit dem Wasserfall.
Heul doch.
ja genau denke ich.
Mögen Kinder noch so grausam sein, vielleicht ist das
am Ende noch besser als dieses ständige Mitgefühl.
"Och erzähl doch mal wie es Dir geht und wie Du dich fühlst?"
pfff. "Ja geh doch mal vor die Tür... unter Menschen."
ähm. "Wenn ich nur zu Hause säße würde mir auch die
 Decke auf den Kopf fallen" ahh.
 Da stört mich nicht nur der Satzbau.
Heul doch.
ja
genau
denke ich,
während ich mich im Kreis drehe.
Rumheulen weil keiner mein Rumgeheule versteht.
Um Verständnis werben und die Verständnisvollen
vor den Kopf stossen. Werden die auch noch traurig.
Mist. Das wollte ich nicht. Am liebsten würde ich
jedes einzelne Wort wieder löschen.
Aber jetzt ist es gesagt.
es ist raus.
zu spät um es zu korrigieren.
Dieser ständige Teufelskreis aus dem man nicht rauskommt.
Und alles endet wie es immer geendet hat.
ja, genau.
Denke ich :
Heul doch !


wenn man nicht schwarz sieht, ist das Leben eine Variation von Grautönen


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