Mittwoch, 19. März 2008

Tibet

Gaaaanz Heisses Thema :

TIBET


Free Tibet Flagge

Natürlich kann man diese Thema ohne nötiges Hintergrundwissen
nicht mal einfach so nebenbei diskutieren und man sollte sich bei der Meinungsfindung evtl. etwas Zeit lassen um anschließend - wie es sich bei heiklen Themen anbietet - diese Meinung in wohlformulierten Worten kundtun.

Seine Meinung gefunden und formuliert hat Tobias Kaufmann vom Kölner Stadt Anzeiger.
Diese ist in seinem Kommentar nachzulesen :

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Der Sport darf keine Absolution erteilen

VON TOBIAS KAUFMANN, 17.03.08, 22:09h

Es ist so eine Sache mit der Politik und dem Sport. Immer wenn Politiker und Funktionäre ein Sportereignis mit moralischem Zuckerguss bedecken können, tun sie das. Wenn der Iran bei einer Fußball-WM gegen die USA antritt, jubeln alle über die befriedende Wirkung des Wettkampfs in kurzen Hosen. Und wenn Olympische Spiele ausgerechnet nach Peking vergeben werden, spricht alles von „Wandel durch Annäherung“. Denn ein Mega-Ereignis, das unter den Augen der Welt stattfindet, entfalte eine zähmende Wirkung. Sport als Mittel der Politik.

Nur wenn es ernst wird, dann soll das plötzlich nicht mehr gelten. Dann rufen Funktionäre und Politiker, Sport und Politik müsse man trennen. Ein Olympia-Boykott als Reaktion auf die chinesische Tibet-Politik steht deshalb von vornherein nicht zur Debatte. Schließlich träfe er die Sportler - und damit die Falschen. Und überhaupt: China lasse sich von solchen Drohungen nicht beirren, sondern werde Regimekritiker erst recht verfolgen.

Debatte tut Not

Richtig ist, dass die Sportler die Leidtragenden wären. Falsch ist aber, dass ein Boykott nichts bewirke. Die Führung in Peking richtet ihr ganzes Augenmerk auf den Sommer 2008. China wird herausgeputzt - ebenso seine Menschenrechtsbilanz. Eine glaubwürdige Drohung des Internationalen Olympischen Komitees, die Spiele abzusagen, würde wie eine Bombe einschlagen. Ebenso die Überlegung von führenden Verbänden und Sponsoren, zu Hause zu bleiben, wenn der Gastgeber weiter die eigene Bevölkerung niederknüppelt. Politiker, Funktionäre und die Öffentlichkeit sollten zumindest eine ernsthafte Debatte darüber führen, ob unter den derzeitigen Voraussetzungen Olympia in Peking nicht das falsche Signal wäre, Tibet ist ja nur ein Stein im Mosaik chinesischer Innen- und Außenpolitik von Taiwan bis Darfur, von Internetzensur bis Massenhinrichtungen. Politik und Sport sind eben nicht zu trennen. Deshalb darf ein Sportereignis keine politische Absolution erteilen. Die Spiele von 1936 in Berlin dürften als Argument ausreichen.

Die Idee eines Olympia-Boykotts mag naiv sein, vielleicht auch grundfalsch. Aber es gibt Präzedenzfälle. 1992 wurde Dänemark Fußball-Europameister, weil Rest-Jugoslawien aus politischen Gründen nicht an der EM teilnehmen durfte. Doch Jugoslawien war ein osteuropäischer Outsider-Staat, während China eine Weltmacht ist und perspektivisch der wichtigste Absatzmarkt. Und vermutlich, pharmazeutischen Quantensprüngen sei Dank, die kommende Nummer eins im Medaillenspiegel.

tobias.kaufmann@mds.de
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