Wild West-Symbol bedroht
6000 Mustangs sollen sterben
Von Rita Neubauer, 21.08.08, 23:57h
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Nach Meinung einer US-Behörde vermehren sich die Wildpferde zu stark und verdrängen Rinder. Gegen den Angriff auf das nationale Freiheitssymbol gibt es massive Proteste.
LOS ANGELES
- Mustangs - sie sind ein Symbol des Wilden Westens. Sie werden in Büchern und Filmen romantisiert und locken Scharen von Touristen nach Montana, Wyoming oder Colorado. Doch nun will die Behörde für Landmanagement (BLM) 6000 Mustangs zur Tötung freigeben - weil es zu viele gebe, sie den Lebensraum anderer Tiere zerstörten und den Weidetieren den Platz streitig machen.
Es hagelt Proteste.
Verkörpern doch die 33 000 Mustangs, die derzeit in zehn westlichen Bundesstaaten leben, den Mythos von grenzenloser Freiheit und Ungezähmtheit. Einen Mythos, den man gern im Westen pflegt, wo Anfang des 20. Jahrhunderts noch zwei Millionen Pferde über die weiten Ebenen preschten.
„Unakzeptabel“ sei denn auch die Idee dieser Massenschlachtung, schimpft Virginie L. Parant, Anwältin und Direktorin für der amerikanischen Wildpferd-Schutzorganisation. „Die Leute erwarten im amerikanischen Westen Wildpferde. Das ist Teil unserer Geschichte.“ Tierfreunde sind empört und argwöhnen, dass dahinter die Lobby die Rancher stecken, die Platz für ihre Rinder haben wollen. Sie wurden vor drei Jahren schon für ein umstrittenes Gesetz verantwortlich gemacht, das dem BLM die Schlachtung von Tieren älter als zehn Jahre erlaubt.
Tierschützer befürworten statt des Tötens die Sterilisierung der Wildpferde und werfen der Behörde vor, zu spät auf die wachsende Zahl reagiert zu haben. Das BLM wurde 1971 vom Kongress beauftragt, sich um die Wildpferde zu kümmern. Zu einer Zeit, als Rinder immer mehr die Pferde verdrängten und es gang und gäbe war, Wildpferde zusammenzutreiben, zu erschießen und Fleisch und Knochen als Hundefutter und Klebemittel zu verkaufen.
Tierschützerin Velma Johnson erkämpfte damals eine Gesetzesänderung, die die Adoption von überzähligen Wildpferden favorisierte. Sie ging als „Wild Horse Annie“ in die Geschichte ein. Wildpferde stammen ursprünglich von verwilderten Zuchtpferden ab, die von den spanischen Eroberern in die Neue Welt eingeführt wurden.
Heute leben 33 000 in der freien Wildbahn. Fast noch einmal so viele werden vom BLM in so genannten Sammelstellen betreut. Für Letztere werden Pferdeliebhaber gesucht, die die Tiere adoptieren. Doch die Zeiten werden härter. Nicht nur überlegen sich angesichts steigender Kosten fürs Futter und Haltung Tierfreunde eine Adoption zweimal - auch wenn diese nur 125 Dollar kostet. Auch das Budget des BLM ist ausgereizt. Im vergangenen Jahr kostete die Unterbringung der eingefangenen Pferde auf Weideland in Kansas und Oklahoma rund 21 Millionen Dollar.
Und mittlerweile gebe es einfach zu viele Tiere, so die Behörde. Und selbst einige Umweltschützer befürworten die Reduzierung, da die Wildpferde das Habitat anderer vom Aussterben bedrohter Tiere zerstören. „In der freien Wildbahn leben nicht nur Pferde, sondern auch Tiere wie die Wüstenschildkröte im Süden und das Longhorn-Schaf im Norden“, gibt Paula Morin, eine bekannte Pferdebuch-Autorin, zu Bedenken.
Nicht zuletzt sind es aber die Farmer, die klagen, dass Wildpferde ihren Rindern die Weideplätze auf öffentlichem Land streitig machen. Die Flächen seien bereits durch schwere Dürreperioden in den vergangenen Jahren dezimiert worden. Kein Argument für die Pferdefreunde. „Die Rinderzucht auf öffentlichem Land ist ein Wohlfahrtsprogramm“, meint Karen Sussman von der „Internationalen Schutzgemeinschaft für Mustangs und Esel“. „Für jeden Dollar, den ein Farmer fürs Leasen des Landes ausgibt, erhält er drei Dollar an Subventionen.“ Und: nach Statistiken kommen auf jeden Mustang 150 Rinder.
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Quelle : Kölner Stadt Anzeiger
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