Freitag, 16. November 2007

Rote Ampeln

Aus gegebenem Anlass
(schon wieder ein Toter -
wegen Nichtberücksichtigung der Roten Ampel)

ein Kommentar des Kölner Stadt Anzeigers



Tödlich lässig

VON BEATRIX LAMPE, 15.11.07, 20:29h

Schon zehn Fußgänger sind in Köln in diesem Jahr tödlich verunglückt. Vier von ihnen waren bei Rot über eine Straße gegangen, bisher letztes Todesopfer ist ein 14-jähriger Schüler. Bei jedem Fall muss sich - fast - jeder Fußgänger sagen: „Das ist auch meine Schuld.“ Ich bin schuld, weil ich die Verkehrsregeln selbstherrlich außer Kraft setze, wenn ich in Eile zu sein glaube. Ich bin schuld, weil ich ein schlechtes Beispiel gebe - ob Kinder zusehen oder nicht. Ich bin schuld, weil ich es zulasse, dass eine allgemeine Lässigkeit im Umgang mit lebensschützenden Regeln einreißt.

Diese Lässigkeit ist so verbreitet, dass sich schon komisch vorkommt, wer bei Rot stehen bleibt und gruppenweise Ampelsünder jeden Alters an sich vorbeiziehen sieht. In ihrer Konsequenz ist sie unerträglich und muss daher weit strenger bestraft werden. So, wie Autofahrer einst übers Portemonnaie zum Gurt-Anlegen erzogen wurden - was tödliche Unfälle erheblich dezimierte -, lernen Fußgänger offenbar nur durch viele Bußgelder, dass „Rot“ keine Interpretationsfrage ist. Das Bewusstsein, am Tod anderer Rot-Gänger mit schuld zu sein, ist offenbar nicht Bremse genug.

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