Montag, 3. September 2007

DVD Vorschau

Science of Sleep - Anleitung zum Träumen


Der Film erscheint bald auf DVD.

Muss mal gesagt werden.

ist schliesslich der beste Film aller Zeiten.

>Skurrile, melancholisch-witzige und originelle Liebesgeschichte, in dem sich der erfolgreiche Clipregisseur Michel Gondry ("Vergiss mein nicht!") wie sein vom mexikanischen Nachwuchsstar Gael Garcia Bernal gespielter Protagonist in seiner Fantasie austobt: Kulissen und Spezialeffekte werden kindlich aus Pappmache und Watte hergestellt. Zum Gelingen des charmanten Films tragen neben dem Ideenreichtum das bestens aufgelegte Ensemble und der tolle Soundtrack bei. Das Highlight aus dem Berlinale-Wettbewerb sollte sein aufgeschlossenes Publikum erreichen.
< (video woche)

Ausführlicher : bei spiegel.de
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SCIENCE OF SLEEP

(FRANKREICH/USA 2006)
Regie und Buch: Michael Gondry
Darsteller: Gael García Bernal, Charlotte Gainsbourg, Alain Miou- Miou
Produktion: Partizan
Verleih: Warner
Länge: 105 Minuten
Start: 28. September 2006


"SCIENCE OF SLEEP"

Traumhafte Weltflucht
Von Birgit Glombitza
Kino und Traum sind Verwandte, kaum ein Regisseur weiß das besser als Michael Gondry. In seinem neuen Film erzählt er mit schlafwandlerischem Eigensinn von romantischer Liebe - im Gewand des surrealen Märchens.

Die Welt ist zu pragmatisch, als dass einer wie Stéphane in ihr heimisch werden könnte. Einer, der sich in keiner Sekunde für irgendetwas entscheiden mag, weil jede Festlegung auf eine Möglichkeit unendlich viele andere Optionen für immer ausschließt. Einer, der zu sanft und viel zu schüchtern ist, um auf dem Boden der Realitäten auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und einer, den niemand anders mit einem so welpenhaften Charme und so rührender Melancholie verkörpern kann wie der gebürtige Mexikaner Gael García Bernal.

Prokino

Darsteller Gael García Bernal, der in "Science of Sleep" in wunderbare Traumwelten abtaucht

Mit elf trat er zum ersten Mal in einer mexikanischen Telenovela auf, mit 19 castete Alejandro Gonzáles Iñarritu den damaligen Studenten der Londoner Central School of Speech and Drama vom Fleck weg für "Amores Perros". Der mit Preisen überhäufte, wüst verspielte Episodenfilm katapultierte Bernal ins internationale Kino, in "La Mala Education" von Pedro Almodovar, als Che Guevara in Walter Salles" "Motorcycle Diaries" und jetzt vor die Kamera des weltweit gefeierten Musikvideo- und Werbespot-Virtuosen Michel Gondry.
Träum dich glücklich

"Science of Sleep" ist ein irrlichterndes Erwachsenenmärchen, in der sich Gondrys Fabulierkünste und seine schier unerschöpfliche Vorstellungskraft gegenseitig befeuern. Im Zentrum steht der scheue Stéphane, der sich am liebsten in sein Traumstudio zurückzieht, eine mit knisternder Alufolie und Disko-Assessoires ausstaffierte Zelle, in der er sich in aufgekratzten Moderationen der eigenen sehnsüchtigen Weltflucht widmet.
In seinen "Sendungen" versucht er die Rezeptur des Schlafes zu ergründen oder das Unvorhersehbare in abstruse Gesetzmäßigkeiten zu zwingen. Er werkelt an "synchronisierten Zufälligkeiten" und an einer Zeitreisemaschine aus Pappe, der er bald die entscheidenden Weichenstellungen in seinem kleinen, grauen Leben überlässt.


Und das besteht vor allem aus einer Kette von Enttäuschungen. Eben erst ist er von seinem Vater in Mexiko nach Paris in die Wohnung seiner Mutter gezogen. Die hat dem graphisch begabten Sohnemann, der sich vor allem in kindlichen Katastrophenzeichnungen verwirklichen möchte, einen glanzvollen Kreativjob in einer Werbeagentur versprochen, der sich jedoch als stupide Kalenderbastelei im Kreise von hochgradig verstörten Kollegen entpuppt.
Allein sein will er auch nicht, deswegen hat er sich fürs Erste in die Freundin seiner Nachbarin Stephanie (Charlotte Gainsbourg) verliebt. Bis er in Stephanies liebevoll gefertigten Papierschiffchen und zusammengeklebten Bäumchen eine Seelenverwandte erkennt und sich über einen See aus Zelephanpapier aufmacht in das prächtige Reich gemeinsamer Traumwandlerei.

Schriller Schläfer

"Science of Sleep" ist Gondrys surrealistische Vision, wie man dem Erwachsenwerden und den Zumutungen des Lebens entkommen könnte. Unschwer mag man in Stéphane das alter ego des Regisseurs erkennen, der, aufgewachsen in einer Hippiefamilie in Versailles, sich schon früh in die Bilderbögen pubertärer Paranoia flüchtete. Beseelte Räume, versteckspielende Türen und eine aus dem Takt gekommene Zeit sollen - so geht wenigstens die eigene Legende, die Gondry in Interviews gerne fortspinnt - schon früh zu seinen bevorzugten Szenarien gehört haben. Ebenso wie die backblechgroßen Hände, mit denen sein Held Stéphane im Büro für Tumulte sorgt.

Zusammen mit Drehbuchautor Charlie Kaufman hat Gondry in "Vergissmeinnicht!" die Mechanismen der Erinnerung ausgehebelt und den Zauber des Verliebens als uneinnehmbare Gegenwelt präsentiert. In seinem Erstling, "Human Nature", fahndete er, ebenfalls mit Kaufman, nach den tragikomischen Wechselwirkungen von zivilisatorischen Errungenschaften und ungebremsten Leidenschaften. Stammten seine früheren Visionen aus dem Computer, so findet er in "Science of Sleep" zurück zur Trickkiste früher Animationsfilme - inklusive an Fäden gezogenen Vögelchen und Wattebäuschchen, die so tun, als tanzten sie allein im Luftzug eines Klaviertons.

Michel Gondry ist ein Perfektionist, der nicht erwachsen werden muss, um Weisheit zu erlangen. Hingerissen von all den selbstgebastelten Attraktionen feiert er in jedem seiner Filme die Geburt des Kinos aus dem Geist der Achterbahnfahrt. Mit Pinoccios Eselsohren schickt er seinen Protagonisten in das Königreich des enthemmten Spieltriebs, überschüttet ihn mit der Unschuld eines staunenden Kindes und den verschrobenen Weisheiten eines Entdeckungsreisenden, der im Grunde seines Herzens niemals irgendwo ankommen will.
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